Im degewo-Quartier der Gropiusstadt strahlten in der vergangenen Woche die Kinderaugen besonders. Denn auch in diesem Jahr lud das Wutzky die kleinen Bewohner in den „Märchentruck“ der Familie Tränkler. Ein spannender und fröhlicher Nachmittag für die vielen Kinder im Kiez.
Es gibt Veranstaltungen, auf die sich die Nachbarschaft in den degewo-Quartieren ganz besonders freut. Zu einer solchen gehört zweifellos der vorweihnachtliche Besuch des Märchentrucks in der Gropiusstadt. Die fahrende Kasperlebühne ist ein Familienunternehmen, die Tränklers sind Puppenspieler in der vierten Generation. Ihr großer Truck ist nicht nur von außen märchenhaft bunt, sondern auch im Inneren versteckt sich ein zauberhaftes Puppentheater, in das die kleinen Gäste einsteigen können. Toni Tränkler und seine Schwester sorgten in diesem Jahr mit drei Vorstellungen auf dem Rotraut-Richter-Platz für jede Menge Spannung und Freude.
Doch wie sieht es hinter der Bühne aus? Wir sprachen vor dem ersten Auftritt mit Toni Tränkler.
Fünf Fragen an Toni Tränkler
Wie bereiten Sie sich und das Puppentheater auf die Vorstellungen vor?
Wir haben darin sehr viel Routine, denn wir sind so gut wie jeden Tag mit unserem Märchentruck in Berlin und Brandenburg, überwiegend in Kindergärten und Schulen, auf Tour. Wir machen das bereits seit vier Generationen, stammen aus einer alten Puppentheaterdynastie. Schon mein Vater, Großvater und Urgroßvater waren mit den Puppenspielen unterwegs. Mein Urgroßvater hatte um 1880/90 Vorführungen auf den Marktplätzen und ist dort mit seiner Pferdekutsche vorgefahren.
Wie können wir uns Ihre Werkstatt vorstellen, stellen Sie die Handpuppen selbst her?
Unsere Werkstatt ist eine umgebaute Garage, in der wir sehr viel improvisieren. Meine Frau malt die Kulissen und stellt die Kostüme her. Sie hat für ihr Programm eine eigene kleine Innenbühne, die zum Beispiel in den Schulaulen ihren Einsatz findet. Die Puppen stammen aus dem Erzgebirge: Es sind die berühmten Hohnsteiner Kasperpuppen, die aus einem Stück herstellt werden.
Sie besuchten uns schon mehrfach auf dem Rotraut-Richter-Platz. Wie hat sich die Interaktion mit den Kindern verändert?
In Zeiten, in denen man mit all den digitalen Geräten und Spielen konkurrieren muss, ist es schwierig, Kinder für so etwas Handwerkliches zu begeistern. Umso größer ist die Freude, wenn es gelingt und die Kinder bei der Vorstellung mitmachen, zum Beispiel dem Kasper helfen, einen Dieb zu fangen. Dieses unmittelbare Feedback ist es, was uns antreibt. Kinder sind ein unheimlich dankbares Publikum. Sie spiegeln sofort, ob wir gut oder schlecht spielen.
Passen Sie Ihre Vorstellungen an aktuelle Themen wie Handyspiele an oder spielen Sie weiterhin Märchenklassiker?
Der Schwerpunkt liegt im „Traditionellen Puppentheater“. Mein Urgroßvater hat die Stücke selbst geschrieben. Unsere Stücke werden von Generation zu Generation weitergeben. Es sind Klassiker, die wir immer mal wieder dem Zeitgeschehen anpassen. Sie sollen auch einen pädagogischen Effekt haben, also zum Beispiel wird der Räuber Pfefferberg am Ende des Stücks gefasst und verhaftet.
Wie wird es in Zukunft weitergehen? Pflegen Sie diese Tradition als Familienbetrieb weiter?
Mein Sohn ist jetzt 21 Jahre und ist bereits Teil des Familienbetriebs. Er wird den Märchentruck weiterführen, so dass diese alte Tradition hoffentlich noch vielen Kindern nach uns Freude bereiten wird.
Puppentheater im Märchentruck
Seit 10 Jahren erfolgreich in Berlin und Brandenburg unterwegs: Der Märchenpalast ist 14 m lang und bietet 80 Kindern Platz. Familie Tränkler blickt auf eine lange Familientradition zurück und spielt kindgerechte und gewaltfreie Mitmachstücke für Kinder ab 2 Jahren.