Bild zeigt Falkenhagener See. © Credits: Adobe Stock / Alfred Sonsalla
Stadtentwicklung | Stadtgeschichte

Faszinierendes Falkensee: Das erwartet Sie am Tor zum Havelland

Am Eingang zum Havelland, westlich von Berlin, liegt das Städtchen Falkensee. Das gibt es erst seit knapp hundert Jahren – trotzdem hat der Ort im Speckgürtel schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Heute ist er als Wohnort beliebter denn je.

Vom Großen Labussee bis zur Spandauer Schleuse schlängelt sich die Havel durch die Wiesen und Wälder des Havellandes. Kurz bevor sie Berlin erreicht, fließt sie an dem Ort Falkensee vorbei, der aufgrund seiner Lage an der Grenze zwischen der Stadt und dem eher ländlich geprägten westlichen Brandenburg auch „Tor zum Havelland“ genannt wird. Diesen Ort gibt es erst seit 1923. Damals wurde aus den beiden zunehmend zusammenwachsenden Dörfern Falkenhagen und Seegefeld: Falkensee.

Falkenhagen ist der Phoenix unter den Ortschaften

Seegefeld ist wahrscheinlich der ältere der beiden Ortsteile, er wurde im Jahr 1265 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Gut sechzig Jahre später, im Jahr 1336, wird auch Falkenhagens Existenz erstmals dokumentiert. Besonders zu Falkenhagens Geschichte gibt es wenig gesichertes Wissen: Der Ort brannte zwischen den Jahren 1676 und 1822 dreimal fast vollständig nieder, viele Schriften über die Geschichte des Ortes gingen dabei verloren.

Neue Bahnstrecke bringt eine goldene Zeit für beide Ortschaften

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts waren beide Orte im Vergleich zu anderen Berliner Vororten relativ klein und unbedeutend. Das änderte sich allerdings mit dem Bau der Eisenbahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin, die im Jahr 1846 fertiggestellt wurde und auch in Seegefeld einen Halt machte. Durch die direkte Anbindung an Berlin wurde Seegefeld deutlich attraktiver: Viele Berlinerinnen und Berliner bauten, angezogen von frischer Landluft, grünen Wiesen und den weitverzweigten Flüsschen und Seen des Havellandes, in Seegefeld und Umgebung Einfamilienhäuser, Villen oder Wochenenddomizile. Durch die neue Bahnstrecke zog es außerdem Handel und Handwerk in die Ortschaften, so dass er auch wirtschaftlich und industriell Zuwachs bekam. Das „Tor zum Havelland“ erlebte eine Zeit des Aufschwungs, die mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten allerdings ein jähes Ende nehmen sollte.

NS-Diktatur in Falkensee: Schikane und Zerstörung

Ab 1933 wurden jüdische und der kommunistischen Arbeiterpartei KPD nahe Bürgerinnen und Bürger Falkensees – wie die Dichterin Gertrud Kolmarvon der SA schikaniert, teils aus ihren Häusern vertrieben und in Konzentrationslager verschleppt. Außerdem brannten die Nazis das Sportheim der Ortschaft nieder, desen Verein die KPD gegründet hatte. Zwei Jahre vor dem Ende der NS-Diktatur wurde am Stadtrand von Falkensee eine Zweigstelle des Konzentrationslagers Sachsenhausen errichtet: Dort wurden 2.500 Gefangene aus ganz Europa interniert und mussten im nahegelegenen Demag-Werk Zwangsarbeit zur Produktion von Kriegswaffen leisten. Das ehemalige KZ liegt heute im Geschichtspark Falkensee und ist außerdem eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus.

Bevor aus dem Gelände allerdings eine Gedenkstätte wurde, entstand darauf ab dem Sommer 1945 eines der größten Kriegsflüchtlingslager des Berliner Umlandes. Zeitweise lebten hier bis zu 31.000 Menschen: Geflüchtete aus Osteuropa, Kinder, die keine Eltern mehr hatten oder aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Soldaten, die nicht wussten, wohin sie sich im zerbombten Deutschland wenden sollten.

Die DDR-Zeit: Falkensee im Schatten der Mauer

In den Nachkriegsjahren zwischen 1945 und 1961 wurde es immer stiller in Falkensee. Das Flüchtlingslager wurde 1947 geschlossen und zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner zog es aus Angst vor Einschränkungen in der sowjetischen Zone Deutschlands nach West-Berlin.

 

Historisches Bild vom Rat der Stadt zu DDR-Zeiten. © Credits: Museum und Galerie Falkensee - CC BY-NC-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
Falkensee zu DDR-Zeiten: Der Rat der Stadt

Als 1961 die Mauer gebaut wurde, änderte sich das Leben in Falkensee wieder einmal schlagartig: Der Ort verlor seine Bedeutung als relativ gut situierte   Vorortsiedlung Berlins – man lebte abgeschnitten im Schatten der Mauer. Um nach Ost-Berlin zu kommen, brauchte man aus dem westlich gelegenen Falkensee plötzlich knapp zwei Stunden. Viele Menschen wurden durch die Mauer außerdem von ihren Familien und Freunden in West-Berlin getrennt.

degewo plant neues Wohnquartier in Falkensee

Der isolierte Status, in dem sich das Städtchen Falkensee zu DDR-Zeiten befand, endete mit dem Fall der Mauer; seitdem wächst der Ort stetig. Wie schon im 19. Jahrhundert nach dem Bau der Bahngleise von Hamburg nach Berlin zieht es auch heute viele Berlinerinnen und Berliner wegen der ruhigen und gleichzeitig stadtnahen Lage nach Falkensee. Immer noch entstehen in dem Städtchen zahlreiche Neubauten. So plant auch degewo im Frühjahr 2021 den Bau eines neuen Wohnquartiers in Falkensee, mit über 400 Wohnungen, verteilt auf 19 Wohnhäuser entlang der Falkenstraße/Adlerstraße.

Luftbild von Falkensee © Credits: FOTO DÜSE, Thomas Düsterhöft
Falkensee aus der Luft

Der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane schrieb einmal über Falkensee und die im späten 19. Jahrhundert sehr beliebte Falkenseer Gaststätte „Finkenkrug, dass die Durstigen und Hungrigen mit Sonderzügen nach Falkensee (damals noch Seegefeld) gekarrt werden müssten. Wie es aussieht, hat der Ort im Berliner Speckgürtel trotz seiner bewegten Geschichte nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt – ob als Wohnort, am Mauerradweg gelegenes Ausflugsziel oder als Startpunkt für eine Wanderung durch das Havelland.