Das Straßenschild der Katharina-Boll-Dornberger-Straße. Das Logo von degewo ist auf einem Haus im Hintergrund zu erkennen. © Credits: IvaBerlin, CC BY-SA 3.0 via Wikipedia
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Warum heißt es ... Katharina-Boll-Dornberger-Straße?

Albert Einstein, Galileo Galilei, Charles Darwin, Isaac Newton: Die Liste prominenter Wissenschaftler ist lang. Was in diesen Listen oftmals vergeblich gesucht wird, sind Wissenschaftlerinnen - und das ist auch heute noch so.

Es mangelt nicht an großen Namen und klugen Köpfen, die mit ihren Erfindungen unsere Welt bewegt und verbessert haben – zumindest nicht an männlichen. Katharina Boll-Dornberger hat sich gegen diesen Strom bewegt und entwickelte sich zu einer bedeutenden Persönlichkeit in der Forschung zur Kristallstrukturanalyse. degewo erklärt, warum der Wissenschaftlerin ein Straßenname in Berlin-Adlershof gewidmet wurde.

MINT-Berufe: Was ist das und wo bleiben die Frauen?

Nein, das M in MINT steht nicht für maskulin, auch wenn der Gedanke bei einer Frauenquote von 15,5 Prozent in MINT-Berufen nicht weit hergeholt erscheint. Die Abkürzung MINT umfasst die Bereiche  Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Die Statistik für Frauen in MINT-Berufen und Studienfächern sieht schlecht aus. Der Anteil weiblicher MINT-Akademikerinnen und MINT-Fachkräfte hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Während sich der Frauenanteil in den Naturwissenschaften verbessert hat, hinken IT- sowie Elektroberufe noch weit hinterher. Woran liegt das und warum können Vorbilder wie Katharina Boll-Dornberger einen echten Unterschied machen?

Katharina Boll-Dornberger: Pionierin in der Kristallstrukturanalyse

Um Veränderung zu bewirken, braucht es Vorbilder. Katharina Boll-Dornberger, auch bekannt als Käte Dornberger-Schiff, war ein solches Vorbild. Katharina Schiff wurde 1909 in Wien geboren. Entgegen der gängigen Konventionen und Stereotype studierte sie Physik und Mathematik und promovierte mit einer Arbeit über die Kristallstrukturanalyse von wasserfreiem Zinksulfat. Katharina Boll-Dornberger musste sich nicht nur als Frau in der Branche beweisen, sie hatte noch mit weiteren Hürden zu kämpfen. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft und politischen Überzeugung flüchtete sie 1937 nach Großbritannien. Dort arbeitete sie bei großen Namen der Wissenschaft wie Marcus Oliphant, John Desmond Bernal und Nobelpreisträgerin Dorothy Crowfoot Hodgkin.

Katharina Boll-Dornberger: Vom Exil in die DDR

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie nach Deutschland zurück und arbeitete als Dozentin und Professorin an verschiedenen Institutionen, darunter der Humboldt-Universität Berlin und dem Zentralinstitut für Physikalische Chemie. Ihre Forschung trug zur Etablierung der Kristallstrukturanalyse in der DDR bei und sie gilt aufgrund ihrer Arbeiten als Pionierin auf diesem Gebiet. Sie erlangte internationale Anerkennung durch die Entwicklung des Konzepts der Order-Disorder-Strukturen und gilt heute als prominenteste Kristallographin des Landes.1981 verstarb sie in Berlin.

 

Frauen in der Wissenschaft: Warum wir weibliche Vorbilder brauchen

Wo wären wir heute ohne Vorbilder wie Rosalind Franklin, Grace Hopper, Margaret Hamilton und Katharina Boll-Dornberger? Eine häufig diskutierte Ursache für den geringen Frauenanteil in MINT-Studiengängen und Berufen sind soziale und umweltbedingte Einflüsse. Noch immer gibt es das weit verbreitete Stereotyp des MINT-begabten Mannes. Viele Frauen haben daher fehlendes Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und neigen zur Unterschätzung. Pionierinnen, die zeigen, dass Frauen genauso erfolgreich in der Wissenschaft sein können wie Männer, helfen dabei, diese Konventionen zu durchbrechen. Katharina Boll-Dornberger etablierte sich zusätzlich durch ihre Lehr- und Dozierendentätigkeit als Vorbild. Während ihrer Zeit in Großbritannien unterrichtete sie an einer Mädchenschule in Oxford und später als Dozentin und Professorin in Deutschland. In diesen Positionen hatte sie eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Wissen und Forschungsergebnissen in den Bereichen Chemie und Physik.

Wohnen im Wissenschafts- und Technologiezentrum

Adlershof hat sich zu einem Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort in Berlin entwickelt. degewo schafft mit Neubauprojekten Wohnraum mitten in dem Quartier. Unter anderem wurden bereits 2016 moderne Wohnungen in der Katharina-Boll-Dornberger-Straße fertiggestellt.

Katharina-Boll-Dornberger-Straße: Im Namen der Wissenschaft

Es gäbe wohl kaum einen passenderen Ort für die Katharina Boll-Dornberger Straße als Berlin-Adlershof. Der Berliner Ortsteil ist ein Zentrum für Wissenschaft und Technologie. Auf dem Wissenschaftscampus Berlin-Adlershof können verschiedene Forschungsinstitute, Start-ups und Unternehmen besichtigt werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, an interaktiven Ausstellungen und Workshops teilzunehmen, die sich mit Naturwissenschaften und Technik beschäftigen. Das perfekte Ausflugsziel für alle Wissbegierigen. Haben wir Ihren Forschungsdrang geweckt?

Serie: „Warum heißt es …?“

Wir nehmen Sie mit auf spannende Reisen durch die Straßen und auf die Plätze Berlins.

Erfahren Sie gemeinsam mit uns was hinter den Orten aus Ihrem Alltag steckt ­– von historischen Persönlichkeiten über kuriose Gegenstände und Berufsbezeichnungen bis hin zu einzigartigen Pflanzen.

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