Wenn Arbeiter Fassaden dämmen und Fenster austauschen, wird es staubig und auch mal laut. Der vierte und letzte Teil „Sanierung“-Serie erzählt, wie Experten im degewo-Team dafür sorgen, dass alles nach Plan läuft und die Belastung für die Mieter möglichst gering bleibt.
„Hallo, kommt Ihr heute gut durch mit der Einrüstung?“, ruft Jens Nerlich im Vorbeigehen zwei Gerüstbauern im Greizer Viertel zu. „Na klar“, tönt es von oben herab. Die drei von der Baustelle schauen sich an und schmunzeln. Die Stimmung ist gut, trotz der vielen Arbeit: Seit 9. September wird in Marienfelde zwischen Stadtilmer Weg und Lichterfelder Ring modernisiert. Die ersten vier von 15 Mehrfamilienhäusern sind bereits eingerüstet. Die Bauarbeiter werkeln von acht bis 18 Uhr vor Ort: Sie dämmen, verputzen und streichen. „Wir sind gut in der Zeit“, sagt Jens Nerlich. Der Bauingenieur des Generalplanungsbüros SPP ist von degewo als Bauüberwachung für die Großsanierung beauftragt worden. Das heißt: „Wir sind das wachsame Auge des Bauherrn degewo und die Schnittstelle zu den verschiedenen Gewerken.“
Durch die weitläufige Wiesenlandschaft zwischen den Häusern führen jetzt Bauzufahrtsstraßen. Lastwagen bringen Gerüstteile und Bauschuttcontainer. Alte einfach verglaste Holzfenster werden rausgeklopft und mehrfach verglaste aus Kunststoff eingesetzt, die den Marienfelder Mietern künftig helfen werden, Heizkosten zu sparen. Metallbauer installieren neue Balkongeländer. Und Fassadenarbeiter kleben 16 Zentimeter dicke, zwei Kilo schwere Mineralfaserplatten zur Wärmedämmung an die Hausaußenwände. Hergestellt wird der Kleber dafür in einer riesigen Mischmaschine auf dem Gelände. „Das ist unser Riesenmixer, der dort hinten ächzt“, scherzt Jens Nerlich. Am Schluss werden diese Platten verputzt und gestrichen – das Greizer Viertel erstrahlt dann in „classic white“.
Was Bauüberwacher Nerlich hier wie nebenbei macht, ist das Ergebnis einer monatelangen präzisen Vorplanung. Seit Ende 2017 steht schon fest: Im Greizer Viertel werden die Fassaden gedämmt und neu verputzt, Dachdeckungen erneuert und energieeffiziente Fenster eingebaut (siehe Teil 1 unserer Serie zur Sanierung). Architekten, Bauingenieure, Energie- und Umweltfachplaner sowie Naturschützer wurden mit detaillierten Voruntersuchungen beauftragt – die Gestalter mit drei Entwürfen für die Zukunft der Häuser, die Fachplaner mit bauphysikalischen und technischen Analysen. Die Mieter durften mitbestimmen und votierten für die klassisch-elegante Sanierungsvariante mit Vordächern und weißer Fassade (siehe Teil 2). Bevor die Bauarbeiten beginnen durften, musste die Modernisierungsankündigung verschickt werden – und damit verbunden auch die Ankündigung einer Mieterhöhung (siehe Teil 3).
Seit September ist Jens Nerlich nun täglich mit seinem Team auf der Baustelle. Er checkt gegen, steuert, dokumentiert und hilft bei Fragen, die von den einzelnen Gewerken wie den Fassadenbauern, den Dachdeckern oder den Elektrikern kommen – etwa, wie verfahren wird, wenn Baustoffe nicht pünktlich angeliefert werden. Die Details bespricht er dann mit den beiden Experten von der internen Bau- und Planungsabteilung bauWerk bei degewo: mit Maik Welzel, der als Bauingenieur die Abteilung Sanierung leitet, und mit Bernhard Blazek, der als Architekt der Projektleiter für diese Großsanierung ist. „Momentan bin ich einmal pro Woche im Greizer Viertel“, erzählt Bernhard Blazek. „Gerade in der Bauphase gibt es immer wieder Abstimmungsbedarf.“
„Selbst wenn Vorplanungen so detailliert wie möglich sind, kann man nicht alles vorher wissen – verdeckte Schäden etwa erkennt man halt erst, wenn man die Bauteile öffnet“, berichtet zwei Tage später Abteilungsleiter Maik Welzel bei einem Treffen mit stadtleben in der degewo-Zentrale. „Zum Beispiel haben die Dacharbeiter neulich eine vermoderte Fußpfette entdeckt“, erzählt Welzel. Das seien tragende Holzteile in der Dachkonstruktion. Diese müssten selbstverständlich zusätzlich noch erneuert werden. Dank der guten Zusammenarbeit der degewo-Experten mit dem Generalplaner und den Bauarbeitern können Probleme wie diese jedoch schnell gelöst werden. So kommt es nicht zu Bauzeitenverlängerungen – und die Einschränkungen für die Mieter halten sich im geplanten Rahmen.
Auch wenn die Vorlaufzeit der Sanierung für alle Beteiligten sehr lang war – manche Schwierigkeiten für Mieter kommen erst ans Licht, wenn die Gerüste schon stehen und die Schutzfolie in den Wohnungen verlegt ist. Für dringende Fragen während der Sanierungszeit hat deshalb degewo ein ehemaliges Waschhaus am Stadtilmer Weg 18 als Planungs- und Mieterbetreuungsbüro eingerichtet. Hier haben nicht nur Jens Nerlich und sein Team ihre Schreibtische, hier ist auch ein Ort für Sorgen und Nöte der Mieter. Das Besondere: Dienstag von 16 bis 18 Uhr sind die Türen für die Bewohner der Siedlung geöffnet. „Bei uns findet jeder ein offenes Ohr. Gerade für die älteren Mieter sind ja manche Umstände belastend“, betont der Bauüberwacher. So gab es auf Nachfrage Hilfe beim Möbelrücken vor und nach dem Fensteraustausch und bei der Entfernung alter Rollläden.
Karin Schieske wohnt seit 53 Jahren im Greizer Viertel. Sie kann das gute Klima zwischen allen Parteien während der Bauzeit bestätigen. Als sie sich an diesem Oktobermorgen vollgepackt mit Einkaufstüten ihrem Hauseingang nähert, unterbricht ein Fassadenarbeiter aufmerksam sofort sein lautes Bohren. Karin Schieske nickt ihm zu und sagt: „Ich denke, dass das hier am Ende alles sehr, sehr schön werden wird!“