Die Schneiderin Darya Graf steht vor einer Schneiderpuppe in ihrem Atelier. Sie hat ein Nadelkissen um ihr Handgelenk gebunden. Sie lächelt in die Kamera. Im Hintergrund ist Kleidung zu erkennen. © Tina Merkau
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Nachhaltige Mode in Berlin: Maßschneiderei Darya Graf

Mit ihrem Laden in Marzahn hat Maßschneiderin Darya Graf das Nähen zu ihrem Beruf gemacht und sich damit einen Traum erfüllt. Im Interview mit degewo erzählt sie, was sie an ihrer Arbeit begeistert und welchen Beitrag sie für ein nachhaltiges Berlin leistet.

Maßgeschneiderte Kleidung zu tragen, hört sich wie etwas an, das sich nicht jeder leisten kann oder möchte. Darya Graf beweist, dass das nicht so sein muss. In ihrer Schneiderei auf der Marzahner Promenade bietet sie neben Maßanfertigungen, klassischen Größenanpassungen und Reparaturen auch Upcycling an. So bekommen alte Lieblingsstücke eine zweite Chance. Manchmal entsteht dabei etwas ganz Besonderes.

Vom Au-pair zur Schneiderin

Darya Graf kam vor 18 Jahren als Au-pair nach Berlin. Ihre Heimat ist die Ukraine. Dort hat sie Philologie in Englisch und Russisch studiert. Damals war sie nicht sicher, ob sie auch beruflich in diese Richtung gehen möchte. Deshalb entschied sie sich zunächst, als Au-pair auf Reisen zu gehen. In Berlin lernte sie dann ihren Mann kennen und beschloss zu bleiben. Heute haben die beiden drei Kinder und Berlin-Marzahn ist zu Frau Grafs Wahlheimat geworden. Seit Februar 2020 hat sie als Maßschneiderin ihr eigenes Atelier. Doch auf dem Weg dorthin musste sie einige Hürden meistern.

Die Schneiderin Darya Graf steht vor ihrem Atelier auf der Marzahner Promenade. Sie hält einen Blumenstrauss in den Armen und lächelt in die Kamera. Im Schaufenster des Ateliers sind Kostüme zu erkennen. © Tina Merkau

Das erste selbstgenähte Oberteil

Die ersten Erfahrungen mit Nadel und Faden hat Darya Graf schon in jungen Jahren gesammelt. „Als Kind wollte ich immer etwas Besonderes an mir haben. Meine Mutter hat mir dann die Kleider genäht, die ich mir gewünscht habe. Als ich älter wurde, hatte sie irgendwann keine Lust mehr dazu. Also habe ich es selbst gemacht“, erzählt sie. „Das erste Teil, das ich genäht habe, war ein Oberteil“, fügt sie hinzu. In Berlin kam ihr dann die Idee, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen.

Traumberuf: Ein Weg mit Hindernissen

Der Weg zur Maßschneiderin war für Frau Graf jedoch steinig. „Ich hatte mir das Nähen zwar schon ganz gut selbst beigebracht, aber ich wollte auch einen richtigen Nachweis haben, dass ich es gelernt habe“, erzählt sie. „Aber es war sehr schwer, hier in Berlin eine Umschulung zu bekommen. Die Arbeitsagentur wollte das nicht bezahlen, weil ich schon ein Studium mit guten Berufsaussichten hatte.“ Nach einigen Jahren des Suchens und viel zäher Bürokratie konnte sie schließlich doch eine Umschulung machen. Das eigene Geschäft war nun zum Greifen nah.

Ein eigenes Atelier in Marzahn

Dass Darya Graf nun auch auf dem Papier Maßschneiderin war, erleichterte ihr den Weg in die Selbstständigkeit. Schwierig und vor allem langwierig gestaltete sich jedoch die Suche nach einem geeigneten Laden. „Ich habe mit Unterstützung meines Mannes in ganz Berlin nach einem Laden gesucht. Wichtig war mir, dass das Geschäft nicht zu weit von meiner Wohnung entfernt ist. Als ich meine Tochter zum Tanzkurs ins Freizeitforum Marzahn brachte, sah ich dort einen leeren Laden. Er wurde von degewo vermietet. Ich habe dort angerufen und konnte ihn schließlich im Jahr 2020 mieten“, erinnert sie sich. „Der Laden kam fast zeitgleich mit meinem jüngsten Kind“, fügt sie schmunzelnd hinzu.

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Damit unsere Wohnungen und Quartiere nicht nur Aufenthaltsort, sondern Heimat sind, arbeiten jeden Tag engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei degewo daran, Berlin lebenswerter zu machen. Und das seit mittlerweile 100 Jahren.

Erste Hilfe für das Lieblingsstück

Trotz der vielen Hürden, die Frau Graf auf dem Weg zur Maßschneiderin mit eigenem Geschäft überwinden musste, fühlt sie sich als Gewerbemieterin bei degewo sehr wohl und gut betreut. Auch bei ihren Kundinnen und Kunden hat sie sich inzwischen einen Namen gemacht. „Die meisten kommen mit ihren Lieblingskleidungsstücken zu mir, weil sie sie noch länger tragen möchten. Sie bitten mich dann darum, sie zu reparieren, weiter oder enger zu machen“, erzählt sie. Manchmal muss ich mir da richtig was einfallen lassen, je nachdem, wie der Zustand des Stücks ist. Ich persönlich finde es schön, dass die Menschen so an ihren Sachen hängen“, sagt sie.

Mit Upcycling wird maßgeschneiderte Kleidung auf einmal erschwinglich. Meiner Tocher ist Umweltschutz sehr wichtig, also versuche ich bei meiner Arbeit auch darauf zu achten. So kann ich meinen Teil zu mehr Nachhaltigkeit in der Kleidungsbranche beitragen.

- Darya Graf, Maßschneiderin und Gewerbemieterin bei degewo

Upcycling: Aus alt mach neu

Darya Graf hat viel Freude am Upcycling, also daran, aus gebrauchten Kleidungsstücken oder Stoffen etwas ganz Neues entstehen zu lassen. Das kommt bei ihren Kundinnen und Kunden gut an. „Einmal habe ich für mein Schaufenster ein Kleid aus alten Hemden genäht. Schon am nächsten Tag kam eine Dame vorbei und wollte es unbedingt kaufen“, erzählt sie. „Durch Upcycling wird maßgeschneiderte Kleidung plötzlich erschwinglich. Meiner Tochter ist Umweltschutz sehr wichtig, deshalb versuche ich auch bei meiner Arbeit darauf zu achten. So kann ich meinen Teil zu mehr Nachhaltigkeit in der Bekleidungsindustrie beitragen“, führt sie aus.

Eine Modenschau für degewo

Um darauf aufmerksam zu machen, was für schöne Dinge durch Upcycling entstehen können, war Frau Graf sofort begeistert, als degewo sie für eine Upcycling-Modenschau im Rahmen von degewo unplugged: Aktionstag zum Klimaschutz 2023 gewinnen wollte. „degewo hat mich damals angesprochen und gefragt, ob ich Lust hätte, aus Merchandising-Artikeln Kleider für eine Modenschau zu schneidern. Natürlich habe ich sofort zugesagt. Das war eine tolle Erfahrung“, berichtet sie.

Zwei Bilder von einem Mann und einer Frau in aufwändigen, traditionellen Kostümen. Beide halten sich an den Händen und stehen in der Sonne in einem Hof mit aufwendig gestalteten Säulen und Hecken. © Darya Graf
Historische Ballroben und Kostüme haben es Maßschneiderin Darya Graf besonders angetan. Anlässlich der Potsdamer Schlössernacht hat sie für ihren Mann und sich zwei aufwändige Roben gefertigt.

Besondere Leidenschaft: Rokoko Kostüme

Frau Graf findet ihre kreative Inspiration in vielen alltäglichen Dingen. Ihre Leidenschaft sind historische Kostüme und Kleider, vor allem aus der Zeit des Rokoko. Sie liebt die aufwendigen Konstruktions- und Näharbeiten. „Mit meinem Mann war ich auf der Potsdamer Schlössernacht. Für diesen Anlass hatte ich uns damals Kostüme geschneidert“, erzählt sie.

Was kommt als Nächstes?

Für die Zukunft ihres Ateliers wünscht sich Darya Graf, dass sie öfter die Möglichkeit bekommt, Braut- und Abendmode zu schneidern. „Ich würde mich über mehr Aufträge in dieser Richtung freuen. Denn es ist nicht unbedingt teurer, Brautkleider von Anfang an nach Maß zu schneidern, als fertige Modelle zu kaufen und anpassen zu lassen. Erst recht nicht, wenn man besondere Vorstellungen und Wünsche hat“, sagt sie.

Frau Graf lädt herzlich dazu ein, ihr Atelier zu besuchen. Vielleicht haben auch Sie ein Lieblingsstück zu Hause, das Sie gerne wieder öfter tragen würden. Darya Graf hat bestimmt eine Idee, wie es wieder zum Highlight in Ihrem Kleiderschrank werden kann.

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