Im Hintergrund Gebäude mit Stuck und Verzierungen, im Vordergrund ein Schild mit der Aufschrift „Denkmalschutz“. © Adobe Stock / Thomas Reimer
Nachbarschaft | Stadtgeschichte

Sieben Dinge, die Sie noch nicht über Denkmalschutz wussten

Was hat ein großer Stein am Wegesrand mit der Berliner Mauer gemeinsam? Außer dem Material wohl nicht viel, denken Sie. Begleiten Sie uns im degewo-Blog auf eine faszinierende Reise in die Welt rund um den Denkmalschutz.

Denkmalschutz ist mehr als ein Haufen alter Steine. Er bewahrt historische Stätten und bedeutsame Geschichte vor der Abrissbirne. Denkmalschutz kann aber auch zur Herausforderung werden, wenn es um Sanierung und Modernisierung geht. Wir nehmen Sie mit: Von buchstäblich steinernen Zeugen der Geschichte bis hin zu unerwarteten Naturschätzen.

1. Das Denkmal: Was ist das eigentlich?

Ein Denkmal ist ein besonderes kulturelles, historisches oder architektonisches Objekt oder eine Stätte, die aufgrund ihrer Bedeutung und Einzigartigkeit geschützt und erhalten wird. Und wer entscheidet darüber? Was als Denkmal gilt, wird von Denkmalschutzbehörden, internationalen Organisationen wie der UNESCO und anderen Institutionen beschlossen. Diese legen die Kriterien fest, die bestimmen, was als schützenswert gilt und den Status eines Denkmals erhält. Die genauen Kriterien können sich je nach Land und Art des Denkmals unterscheiden.

2. Denkmalschutz und Weltruhm: UNESCO-Welterbe in Berlin

Nicht jedes Denkmal darf sich UNESCO-Weltkulturerbe nennen, Denkmäler werden oft auf nationaler oder lokaler Ebene geschützt, bevor sie als Kandidat für die UNESCO-Welterbeliste in Betracht gezogen werden. UNESCO-Welterbestätten sind einzigartige Beispiele für Denkmäler von Weltrang, die besonders geschützt werden. Weltweit haben es bis jetzt nur 1.157 Denkmäler auf diese Liste geschafft, davon 51 in Deutschland. In Berlin gibt es einige davon, darunter die Museumsinsel, das Bauhaus-Archiv oder die Wohnsiedlungen der Moderne. Ganz klar: Ein Ausflug zu diesen Bauwerken lohnt sich nicht nur für Architekturfans!

3. Mauern der Erinnerung: Europas Geschichten aus Stein

Einige Teile der Berliner Mauer wurden als Denkmal erhalten, um als Mahnmal für die Teilung der Stadt während des Kalten Kriegs zu dienen. Die berühmte East Side Gallery, ein 1,3 Kilometer langer Abschnitt der Mauer, wurde von Künstlerinnen und Künstlern aus der ganzen Welt gestaltet und ist ein bedeutendes historisches Zeugnis.

Doch nicht nur Berlin hat eine berühmte Mauer. Die Stadtmauer von Ávila in Spanien ist die längste erhaltene Stadtmauer Europas und ein beeindruckendes Denkmal für die mittelalterliche Verteidigungskunst. Seit 1884 steht sie unter Denkmalschutz.

Eine Steinwand, auf der eine Denkmalplakette in den Farben Blau, Weiß und Schwarz zur Kennzeichnung von Denkmälern angebracht ist. © Adobe Stock / Martina Berg
Zur Kennzeichnung von Denkmälern gibt es Denkmalplaketten. Diese können unterschiedlich aussehen. Die Abbildung zeigt eines der bekanntesten Symbole.

4. Wohnen im Denkmal: Zwischen Tradition und Gegenwart

In einem Denkmal wohnen? Was zunächst merkwürdig klingen mag, ist bei über 8.000 Baudenkmälern in Berlin keine Seltenheit. Würden all diese Gebäude unberührt bleiben, würde wichtiger Wohnraum verloren gehen. Daher werden denkmalgeschützte Gebäude oft zu Wohnzwecken umgebaut. In Berlin gibt es viele solcher Wohnungen in historischen Altbauten, die modernen Komfort mit historischem Charme verbinden. Dies trägt zur Erhaltung des kulturellen Erbes der Stadt bei und bietet gleichzeitig vielen Menschen ein Dach über dem Kopf. Auch bei degewo gibt es einige Wohnungen, die unter Denkmalschutz stehen. Hier erfahren Sie, wie das Leben in einem solchen Denkmal aussehen kann.

5. Geschichte zum Anfassen: Denkmalschutz als Touristenmagnet

Denkmalschutz ist eine echte touristische Attraktion, insbesondere am „Tag des offenen Denkmals“. An diesem Tag haben Sie die Möglichkeit Denkmäler zu besuchen, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind. Allein in Berlin besuchten in diesem Jahr rund 100.000 Menschen die über 300 Denkmale. Bundesweit waren es im vergangenen Jahr sogar 4,5 Millionen Menschen, die sich an diesem Tag für die über 8.000 Denkmäler interessierten. Einer der beliebtesten Anlaufpunkte war in diesem Jahr das Stadtbad Lichtenberg (auch Hubertusbad genannt). Die Schwimmhalle im degewo-Quartier Lichtenberg ist seit über 30 Jahren geschlossen und öffnet an diesem besonderen Tag seine Türen für Besucherinnen und Besucher.

Eine alte Schwimmhalle mit orangefarbenen Fliesen und die Treppen zum Schwimmbecken sind zu sehen. Von der Decke und der Wand gelangt Licht durch die Fenster in den Raum. © Frebbe
Das Stadtbad Lichtenberg ist ein historisches Juwel. Die Fliesen und der Sprungturm sind noch so vorzufinden, wie sie in den 1920er Jahren erbaut wurden.

6. Zwischen Asphalt und Artenvielfalt: Die Bedeutung von Naturdenkmälern

Wussten Sie, dass auch Bäume, Felsen und Höhlen zum Denkmal werden können? Allein im degewo-Quartier Neukölln gibt es zehn Naturdenkmäler und 15 Naturdenkmal-Bäume. Naturdenkmäler sind natürliche Orte oder Gebilde, die aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schönheit, Seltenheit oder wissenschaftlichen Bedeutung geschützt werden. Sie sollen einzigartige Ökosysteme, geologische Formationen und Artenvielfalt erhalten. Besonders in einer großen und dicht bebauten Stadt wie Berlin ist es wichtig, die Natur zu erhalten. Die Naturdenkmäler helfen uns dabei. In der Großstadt gibt es 23 Naturdenkmäler sowie 708 Bäume und Findlinge, die als Naturdenkmäler geschützt sind

Ein grauer großer Stein auf einer Wiese neben einem Waldweg. © Fridolin Freudenfett
© Sebaso
Ein rotbrauner großer Stein am Wegrand. © Matti Blume

7. Historische Toiletten: Komische Mythen um die Denkmalsanierung

Eine der kuriosesten Mythen über den Denkmalschutz ist vielleicht, dass denkmalgeschützte Gebäude nur über veraltete Plumpsklos (Trockentoiletten) verfügen. Ziel des Denkmalschutzes ist es aber vielmehr, die einzigartige Geschichte und Architektur dieser Gebäude zu bewahren und um den Komfort und die Funktionalität des 21. Jahrhunderts zu bereichern. Vor allem wenn es sich um zukünftige Wohngebäude handelt. Es ist jedoch wahr, dass Wasserklosetts aus dem 19. Jahrhundert, während der Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden, zu einer Herausforderung werden können. So manche historische Toilette wurde aber dennoch liebevoll restauriert und trägt zum Charme der alten Gemäuer bei.

Um Denkmalschutz im Alltag zu erleben, müssen Sie nicht unbedingt in einem denkmalgeschützten Gebäude wohnen oder ein UNESCO-Weltkulturerbe besuchen. Vielleicht schenkt Ihnen zum Beispiel im nächsten Sommer ein denkmalgeschützter Baum ein wenig Schatten. Schauen Sie beim nächsten Spaziergang durch Ihren Kiez mal genauer hin, vielleicht begegnet Ihnen ganz zufällig das ein oder andere Kulturerbe!