Drei Personen stehen vor einem bemalten Container. © Credits: Cathrin Bach
Nachbarschaft | Marzahn | Porträt

Wie ein Sozialprojekt in Marzahn den Zusammenhalt fördert

Es läuft nicht immer harmonisch in einer Nachbarschaft. Das Thema Alkoholkonsum im öffentlichen Raum in Berlin sorgt immer wieder für Diskussionen. Umso wichtiger, dass Beteiligte miteinander ins Gespräch kommen, zuhören und sich mit Respekt begegnen. Das Hilfsprojekt „AlköR – Alkoholkonsum im öffentlichen Raum“ kümmert sich in Marzahn-Hellersdorf um den Zusammenhalt im Kiez, berät und vermittelt. Ein Besuch im Bauwagen.

Ein bunter Bauwagen sorgt für ein besseres Zusammenleben in Marzahn-Hellersdorf. Genauer gesagt tun das zwei Streetworker, die dort zweimal die Woche rund ums Thema Alkoholkonsum im öffentlichen Raum beraten. Seit Oktober 2024 steht der Bauwagen von AlköR auf einem Gelände des KONSUM in unmittelbarer Nähe der REWE-Filiale Alexander Sangel oHG in Marzahn-West. Das Projekt in Trägerschaft des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf besteht bereits seit 2014 und ging nun in die dritte Runde. Worum geht es dem Projekt?

Friedliche Koexistenz statt Vertreibung

Wenn Alkohol im Spiel ist, wird es schnell laut. Das haben auch die Besucher und Anwohner des Clara-Zetkin-Parks in Marzahn erfahren müssen. Der Park war Treffpunkt für vorwiegend Männer, die unter freiem Himmel zusammenkommen, um Karten zu spielen, Musik zu hören, zu reden – und auch zu trinken. Anwohner und Parkbesucher fühlten sich gestört, der Konflikt drohte zu eskalieren. Doch statt wie in anderen Bezirken Parkbänke abzuschrauben und Menschen mit Suchtproblemen zu vertreiben, ging Marzahn einen anderen, versöhnlichen Weg.

Streetworker vom DRK und der pad gGmbH kümmern sich um funktionierende Nachbarschaft

Das Gemeinschaftsprojekt AlköR von DRK und pad gGmbH ist Anlaufstelle für Alkoholkonsumierende in Marzahn-Hellersdorf. Die Sozialpädagogen Matthias Schlame und Uwe Barthel haben nicht nur ein Ohr für die Bedürfnisse im Kiez, sie beraten, begleiten und zeigen Auswege aus verfahrenen Situationen. Zweimal in der Woche, montags und donnerstags, stehen die beiden Rede und Antwort am bunten Bauwagen unweit des REWE in Marzahn-West.

Vorurteile bekämpfen, Anwohner informieren

Oft sei den Anwohnerinnen und Anwohnern nicht bewusst, dass „Alkoholismus nur ein Symptom von vielen Problemen“ sei, geben die beiden zu bedenken. Sie werben für Verständnis und Akzeptanz, moderieren Konflikte und vermitteln denen – die das möchten – Hilfsangebote. Die Treffen unter freiem Himmel seien für viele wichtige soziale Zusammenkünfte. Einen Kneipenbesuch können sich die meisten nicht leisten, so sitzen sie bei einem Bier im Park. Es „geht nicht in erster Linie um den Alkoholkonsum, sondern um das Zusammensein“, so die Streetworker. Leute mit der gleichen Sprache und der gleichen Kultur, die vielleicht auch in ihrer neuen Heimat Deutschland nie richtig Fuß gefasst haben, können hier über Probleme reden, die sie alle verstehen – oder auch einfach nur ausgelassen und fröhlich sein.

Sie möchten den bunten Bauwagen von AlköR besuchen?

Mehr Informationen zu den aktuellen Sprechstunden und weiteren Angeboten finden Sie auf der Website des Projektes.

Konflikte reduzieren, Akzeptanz aufbauen

Viele von ihnen hätten ähnliche Probleme, sagen die Projektmitarbeiter: „Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, Sucht – die Treffen sind der soziale Kitt, der diese Menschen zusammenhält“. Diese Gruppen dafür zu sensibilisieren, dass die oft lautstarke Geselligkeit andere stören kann, alternative Standorte für die Zusammenkünfte zu suchen, mit den Menschen zu reden und ihnen zuzuhören, darum kümmern sich die AlköR-Streetworker.

Auch der Jugendschutz liegt ihnen am Herzen, durch das Zusammenbringen verschiedener Akteure kam es hier zu spürbaren Verbesserungen. Gleichsam werben sie für Akzeptanz und Verständnis für auffällige Parknutzer bei Anwohnern und Parkbesuchern, mit Informationsständen und Befragungen. Das Ziel: Konflikte so gut es geht vermeiden, sodass sich alle im öffentlichen Raum wohlfühlen können. Mit Erfolg: Matthias Schlame und Uwe Barthel sprechen von einer quasi friedlichen Koexistenz, die sich entwickelt habe, es gäbe eine spürbare Solidarität der Anwohnerinnen und Anwohner.