Ein degewo-Hochhaus in der Nähe von der Brücke © Credits: degewo
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Drei schwergewichtige Berliner, die verbinden

Es gibt von ihnen in Berlin mehr als in Venedig. Einige sind Filmstars, werden aber im täglichen Leben kaum beachtet. Doch ohne sie würden wir ganz schön alt aussehen. Die Rede ist von den Berliner Brücken. Wir von degewo stellen Ihnen die Geschichte(n) von drei besonderen Exemplaren vor.

Wer sich gerne mit Wasser umgibt, erkennt schnell, dass Brücken sehr hilfreich beim Überqueren der feuchten Flächen sind. Da in Berlin etwa sechs Prozent der Oberfläche aus Wasser besteht, scheinen die über 900 Brücken, die sich in der ganzen Stadt verteilen, eine sinnvolle Investition. Natürlich führen nicht alle über Flüsse und Kanäle, einige auch über Schienen, Straßen und Schluchten. Manche sind über die Stadtgrenzen hinaus bekannt (für die Klassiker: hier entlang), manche nur Anwohnern ein Begriff. Diese drei Berliner Brücken sollten Sie sich einmal genauer anschauen:

Ein degewo-Hochhaus in der Nähe von der Brücke. © Credits: degewo
degewo-Mieterinnen und Mieter leben in direkter Nachbarschaft der sogenannten „Millionenbrücke“.

Für eine Million Mark zur Berühmtheit: Die Swinemünder Brücke

Die stählerne Brückenkonstruktion, die die Bellermannstraße mit der Swinemünder Straße verbindet, hat mit der Fertigstellung 1905 zwei Rekorde gesprengt: Sie wurde zum bis dahin teuersten und größten Berliner Brückenprojekt. Etwa 1,25 Millionen Mark kostete der Bau der 228 Meter langen Stahlkonstruktion, die seitdem den Spitznamen „Millionenbrücke“ trägt. (In heutiger Währung entspräche das gut 7,6 Millionen Euro.) Diesem Namen machte sie bei ihrer Sanierung 2005 nochmals alle Ehre: Bei dieser explodierten die Kosten, eine Million verschlang die umfassende Instandsetzung – jedoch nicht Mark, sondern Euro.

Die Brücke in der Vergangenheit © Credits: Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart. Reimar Hobbing Verlag, Berlin
Die Swinemünder Brücke kurz nach ihrer Fertigstellung. Ganz im Stil der Zeit sind links die Jugendstillaternen zu erkennen, die der Star-Architekt Bruno Möhring entwarf. Von der Verzierung ist jedoch nichts mehr übrig, auch die Spitzen des Mittelteils existieren nicht mehr.
Die Brücke von heute © Credits: Chris Alban Hansen, CC BY-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons
Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde die Brücke 1954 vereinfacht neu aufgebaut. Die Grundformen sind geblieben, doch der alte Jugendstilcharme ist dahin.
© Credits: Gesundbrunnen Berlin, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Weil sie der Bösebrücke am ehemaligen Grenzübergang Bornholmer Straße und der „Agentenbrücke“ Glienicker Brücke zum Verwechseln ähnlich sieht, finden an der Swinemünder Brücke oft Dreharbeiten statt.

Die Swinemünder Mogelpackung

Anwohnerinnen und Anwohner der Brücke finden häufiger Hinweiszettel an der Haustür: Dreharbeiten! Filme wie „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ oder „Bornholmer Straße“ wurden hier gedreht. Die Swinemünder Brücke dient oft als Ersatz für die (fälschlicherweise oft Bornholmer Brücke genannte) Bösebrücke am ehemaligen Grenzübergang Bornholmer Straße und die Glienicker „Agentenbrücke“. Der Filmproduzent Stefan Diepenbrock erinnert sich in einem Tagesspiegel-Interview: „Fast baugleich, mit einigen Styroporteilen und etwas Stacheldraht leicht umzudekorieren.“ Weil die Swinemünder Brücke im Vergleich mit den beiden anderen viel weniger befahren ist (über die Bösebrücke führen Tramgleise und die Glienicker Brücke ist Teil der Bundesstraße 1), kann man sie einfacher für Filmarbeiten sperren. Sollten Sie sich selbst ein Bild machen wollen, hier geht’s lang.

Länger ist sonst keine: Die Rudolf-Wissell-Brücke

Nur 68 Meter mehr und die Rudolf-Wissell-Brücke hätte den Kilometer geschafft. Trotzdem ist sie mit ihren 932 Metern die längste Brücke Berlins. Benannt ist sie nach dem Reichsarbeitsminister und Widerstandskämpfer Rudolf Wissell, Ehrenbürger der Stadt Berlin. Doch die Autobahnbrücke in dieser Form ist bald Geschichte: Beim Bau 1961 ging man noch davon aus, dass 20.000 Autos pro Tag über diesen Teil der A 100 rollen. Heute sind es täglich rund 180.000 Fahrzeuge, die die Spree zwischen Charlottenburg und Westend überqueren. Die Rudolf-Wissell-Brücke wird langsam müde. Deshalb sollen (frühestens) ab 2023 zwei neue Brücken an dieser Stelle entstehen, eine für jede Verkehrsrichtung.

Vorne rechts die Dammbrücke, mittig die Lange Brücke am Köpenicker Schloss. Treptow-Köpenick ist von Wasser umgeben, entsprechend viele Brücken gibt es im Bezirk zu überqueren. Spitzenreiter in Sachen Brückenzahl ist aber der Bezirk Mitte (124), gefolgt von Charlottenburg-Wilmersdorf (119). Treptow-Köpenick liegt mit 116 Brücken berlinweit auf Platz 3. © Credits: Adobe Stock / Wideeyes
Vorne rechts die Dammbrücke, mittig die Lange Brücke am Köpenicker Schloss. Treptow-Köpenick ist von Wasser umgeben, entsprechend viele Brücken gibt es im Bezirk zu überqueren. Spitzenreiter in Sachen Brückenzahl ist aber der Bezirk Mitte (124), gefolgt von Charlottenburg-Wilmersdorf (119). Treptow-Köpenick liegt mit 116 Brücken berlinweit auf Platz 3.

Der beste Weg zwischen Dahme und Spree: Die Dammbrücke

Schon vor knapp 600 Jahren hatten viele Menschen in Köpenick ihr zu Hause gefunden. Um ohne Boot über das umliegende Wasser von Dahme und Spree zu gelangen, baute man bereits Anfang des 15. Jahrhunderts den ersten Spreeüberweg an der Stelle der heutigen Dammbrücke. In den Folgejahren ließen sich damit gute Geschäfte machen, indem für die Überquerung Brückengeld verlangt wurde.

Beim Bau 1892 war die Dammbrücke die erste steinerne Spreebrücke in Köpenick. Auf diesem Bild ist sie nach ihrer Instandsetzung 1950 zu sehen. © Credits: Bundesarchiv, Bild 183-08780-0002 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons
Beim Bau 1892 war die Dammbrücke die erste steinerne Spreebrücke in Köpenick. Auf diesem Bild ist sie nach ihrer Instandsetzung 1950 zu sehen. Mitte der 1980er-Jahre wurde die marode gewordene Brücke abgerissen und durch einen Neubau nebenan ersetzt.

Wie eine Pfarrersfrau die Dammbrücke und damit die Köpenicker Altstadt rettete

Im Jahr 1892 war die Dammbrücke die erste steinerne Spreebrücke von Köpenick. Ihr Schicksal schien jedoch schon nach einem halben Jahrhundert besiegelt, denn wie für so viele strategisch wichtigen Brücken sahen die Nazis in den letzten Kriegstagen auch für die Dammbrücke die Sprengung vor, damit die Rote Armee nicht schnell in die Innenstadt vorrücken konnte. Doch die mutige Pfarrersfrau Alide Ratsch konnte die mit der Sprengung beauftragten Wehrmachtsoffiziere überzeugen, den Befehl nicht auszuführen. Auch die Lange Brücke am Schloss nebenan blieb durch die Befehlsverweigerung des Volkssturmmannes Karl Henkner von der Sprengung verschont. Wären die Brücken gesprengt worden, hätte der Köpenicker Altstadt der Beschuss gedroht. Die Dammbrücke von damals wurde letztlich ganz friedlich abgerissen: Um dem vielen Verkehr an Land und auf dem Wasser Herr zu werden, wurde 1984-86 ein Ersatzneubau errichtet. Der steht noch heute.

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In der Hauptstadt lassen sich zahlreiche Brücken mit Geschichte besuchen, sollten Sie also noch nicht genug haben, lohnt sich auch ein Besuch der Brücken in Ihrem Kiez. Vielleicht sind Sie sogar Nachbarin oder Nachbar der ältesten Brücke Berlins ohne es zu wissen!