Blick auf eine Reihe Häuser, im Vordergrund villenartige Gebäude, gefolgt von Plattenbauten. © Credits: IMAGO / Joko
Stadtentwicklung | Lankwitz | Stadtgeschichte

Lankwitz: Vom Dorf zur Hauptstadt

Wir werfen einen Blick in die Vergangenheit, verhufen ein ganzes Dorf und wissen, wo es sich heute am schönsten wohnt. Ein Streifzug durch das älteste Dorf Berlins. Herzlich willkommen in Lankwitz!

Lankwitz gehört mit seinen knapp sieben Quadratkilometern nicht gerade zu den größten Ortsteilen Berlins. Dafür hat es der östlichste der acht Ortsteile des Bezirks Steglitz-Zehlendorf vom Dorf in die Hauptstadt geschafft. Urkunden belegen es schon lange, Lankwitz ist das älteste Dorf Berlins. Ein Grund mehr, einen Blick auf die Ortsgeschichte zu werfen und sich in Lankwitz einmal genauer umzusehen.

Alles wird verhuft

Bereits im Jahr 1239 wird Lankwitz urkundlich erwähnt. Auf die Besiedlung deuten auch einige archäologische Funde aus dieser Zeit hin. Damals hieß das Fleckchen noch „Lancovica“. Wenige Jahre später entsteht der hufeisenförmige Dorfkern, zu der auch die alte Feldsteinkirche gehört. Und Hufe sind zu dieser Zeit nicht nur in der Architektur ein Trend, das Dorf ist zu dieser Zeit bereits verhuft – also vermessen. Das Ergebnis: 44 Huf. Eine spätere Vermessung um 1265 ergibt schließlich 33 Huf, davon vier Pfarrhufe. Mit Huf sind im Übrigen keine Pferdefüße gemeint. Wie viel Huf hat wohl Ihre Wohnung?

Altes Kirchengebäude aus Backsteinen mit rotem Ziegeldach und Kirchturm aus dunklem Holz. © Credits: IMAGO / Schoening
Die evangelische Dorfkirche ist über 800 Jahre alt und steht im Zentrum von Alt-Lankwitz.

Lankwitz zieht um: Vom Bauernhaus in die Villa

Der Dreißigjährige Krieg 1618-48 trifft auch Lankwitz hart, nur wenige Bewohnerinnen und Bewohner bleiben im größenteils zerstörten Ort zurück. Doch die kleine Gemeinde mit rund 350 Menschen und ein paar Bauernhöfen soll 200 Jahre später wieder Zuwachs bekommen. In der Gründerzeit um 1870 bewegt sich nicht nur in Berlin etwas, auch Lankwitz lebt auf. Dort, wo gestern noch baufällige, alte Scheunen standen, erwachsen nach und nach Villen, große Höfe und eindrucksvolle Ställe. Die einfachen strohgedeckten Bauernhäuser gehören bald der Vergangenheit an. Ein Dorf das sich sehen lassen kann – das heutige Alt-Lankwitz. Zu dieser Zeit entstehen drei weitere Ortsteile: das Rosenthalsche Gelände, das Zietmannsche Gelände und Lankwitz-Süd.

Wenn das Dorf Teil der Großstadt wird

Die Stadtentwicklung von Lankwitz wird ab 1908 mit dem ersten besoldeten Bürgermeister Dr. Rudolf Beyendorff in großen Schritten vorangetrieben. In wenigen Jahren entstehen ein neues Rathaus (1911), eine Festhalle und das Lyzeum (1914). Sein Nachfolger Dr. Ostrowski kümmert sich um die Gemeinde bis zum Anschluss an Groß-Berlin im Jahr 1920. Lankwitz ist jetzt endgültig kein Dorf mehr. Durch einen fehlgeleiteten Bombenangriff wird der Ortsteil im August 1943 erneut zu großen Teilen zerstört.

Anpacken und weitermachen: Lankwitz erfindet sich neu

Nach Ende des Kriegs packt man 1950 in Lankwitz an, der Wiederaufbau im Rahmen des Marshallplans beginnt. Neue Wohnsiedlungen und eine neue Infrastruktur mit Straßen und Geschäften entstehen. Lankwitz wächst in den Jahren 1946 bis 1956 von rund 16.000 auf fast 30.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Auch das vollständig zerstörte Capitol Kino erhält mit Unterstützung von degewo wenige Meter weiter mit dem Thalia Kino einen Nachfolger. Dort lassen sich bis heute die neuesten Filme anschauen. Hier können Sie mehr über die Geschichte des Kinos erfahren.

Blick in einen grünen Hof auf mehrere Wohnungen mit Balkon und ein Kino (mit „Thalia“-Schriftzug auf dem Dach) © Credits: Imago / Stefan Zeitz
Mitten in der Nachbarschaft befindet sich das Thalia Kino in Lankwitz. Es wurde 1953 von degewo errichtet.

Modernes Wohnen in Lankwitz

Und wo wohnt es sich jetzt am schönsten? Zumindest befinden sich im Lankwitz von heute, direkt unterhalb des Teltowkanals, einige moderne Wohnhäuser. Bereits 2021 haben hier viele Mieterinnen und Mieter in 260 Wohnungen ein neues Zuhause bei degewo gefunden. Vor Ort gibt es sogar eine eigene Kindertagesstätte und betreutes Wohnen für Menschen mit Behinderung. Auf einer Grundstücksgröße von über 11.000 Quadratkilometern entsteht bis 2023 ein weiteres Gebäudeensemble von degewo in Lankwitz. Zukünftig wohnt es sich in der Mudrastraße nicht nur komfortabel und schwellenlos, zu den Wohnungen gehört außerdem ein großer Gemeinschaftshof mit Platz zum Spielen, Entspannen und Gärtnern. Sie interessieren sich für dieses Neubauvorhaben? Hier für mehr Infos registrieren.

Drei Kilometer bis zum Ziel

Wenn Sie nicht längst Fan von Lankwitz sind, können wir Ihnen nur einen Besuch empfehlen. Einfach in die S25 oder S26 ein- und am gleichnamigen Bahnhof wieder aussteigen. Die inzwischen über 43.000 Einwohnerinnen und Einwohner freut es bestimmt. Vielleicht läuft der ein oder andere sogar mit Ihnen, denn sowohl von Nord nach Süd als auch von Ost nach West sind es maximal drei Kilometer bis zum Ziel.

Serie: „Warum heißt es …?“

In unserer Reihe „Warum heißt es …?“ nimmt der degewo-Blog Sie mit auf spannende Reisen durch die Straßen und auf die Plätze Berlins.

Erfahren Sie gemeinsam mit uns was hinter den Orten aus Ihrem Alltag steckt - von historischen Persönlichkeiten über kuriose Gegenstände und Berufsbezeichnungen bis hin zu einzigartigen Pflanzen.

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