Das Foto zeigt die Neubausiedlung Pepitahöfe in Spandau. © Credits: Tina Merkau (links) / Eduard Kaiser (+ 1895); Foto Peter Geymayer (rechts)
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Pepitahöfe Spandau: Die fabelhafte Geschichte der Oliva de Pepita

Hakenfelde ist besonders für seine weitläufigen Waldgebiete bekannt, der Spandauer Forst macht fast zwei Drittel des Gebiets aus. Kein Wunder, dass dort Wohnen vor allem für Familien sehr attraktiv ist, zum Beispiel in den Pepitahöfen Spandau. Doch woher hat das größte Neubauquartier Berlins seinen Namen?

Zu sagen, Pepita de Oliva (1830-1871) war eine beeindruckende Frau, ist zu bescheiden ausgedrückt. Die spanische Tänzerin war zu ihrer Zeit so bekannt wie heutige Promis. Ihr zu Ehren wurde nicht nur unser Quartier in Spandau-Hakenfelde benannt, auch ein Stoffmuster und eine Rosensorte tragen ihren Namen. Wer war diese Frau?

Kolorierter Stich der Tänzerin Pepita de Oliva, wie sie die Jota aragonesa tanzt, einen populären spanischen Tanz im Tripeltakt, den sie mit Kastagnetten begleitet. © Credits: Scan by NYPL, Public domain, via Wikimedia Commons
Hier tanzt Pepita de Oliva die Jota aragonesa, einen populären spanischen Tanz im Tripeltakt, den sie mit Kastagnetten begleitet …
Schwarz-Weiß-Stich der Tänzerin Pepita de Oliva, wie sie den Olé tanzt. © Credits: Richter, Regine (Fotograf) (c) SLUB / Deutsche Fotothek
… und hier das Olé! Auch hier dürfen die Kastagnetten nicht fehlen.

Wer war Pepita de Oliva?

Wenn Sie Spanisch beherrschen, haben Sie es vielleicht schon bemerkt: Pepita de Oliva ist ein Spitzname, übersetzt heißt er „Olivenkern“. So nannte sich die spanische Tänzerin Josefa de Oliva, die zu ihren Lebzeiten (1830-1871) ein wahrer Popstar war. Angeblich sollen die Männer der in Málaga geborenen Pepita reihenweise erlegen sein – was sicherlich weniger an den angeblichen Verführungskünsten Pepitas lag, sondern viel mehr an der mangelnden Beherrschung der Herren. Zeitweise füllten Berichte, Aufführungskritiken und sogar illustrierte Klatschseiten die Zeitungen (heute würden wir Comicstrips sagen):

Ein Zeitungsblatt aus „Fliegende Blätter“ 1855. © Credits: Universitätsbibliothek Heidelberg
Klatschpresse 1855: Die „Fliegenden Blätter“ widmen sich Pepita de Oliva.
Ein Zeitungsblatt aus „Fliegende Blätter“ 1855. © Credits: Universitätsbibliothek Heidelberg
Oh Pepita! Die Klatschpresse war ganz versessen auf die spanische Tänzerin.

Pepita in Spandau

Nun fragen Sie sich zu Recht, was Pepita de Oliva mit Spandau zu tun hat. Seit 1852 lebte die Tänzerin in Deutschland. Nach Auftritten in Stuttgart und Leipzig führte sie ihr Weg nach Berlin, wo sie in einem Schloss lebte. Nun gut, einem Schlösschen – und zwar am nördlichen Ende der Streitstraße, im heutigen Spandau-Hakenfelde. Ihr Wohnsitz wurde nach ihrem Tod zum Restaurant „Waldschlösschen“, das man auch „Pepitas Ruh“ nannte. Im Laufe der Zeit änderten sich die Besitzverhältnisse, das Restaurant wurde zum Gut Hakenfelde, das 1954 abgerissen wurde.

Pepita de Olivas internationale Tanzerfolge

Pepita eroberte zu Lebzeiten die Bühnen nicht nur Deutschlands, sondern auch der Nachbarländer. Ihre Popularität ist nicht zu unterschätzen, in der Mitte des 19. Jahrhunderts war sie wohl jedem tanzbegeisterten Menschen ein Begriff. Außerdem war sie eine wahre Powerfrau, die Beruf und Familie zu jonglieren wusste. Obwohl sie nur 41 Jahre alt wurde, bekam sie sieben Kinder und baute eine internationale Tanzkarriere auf. 1871 starb sie bei der Geburt ihres siebten Kindes in Turin, eine Nachricht, die gerade in Deutschland, wo sie außerordentliche Bekanntheit besaß, mit Bestürzung aufgenommen wurde.

Pepitahöfe Spandau: Würdigung einer großen Tänzerin

Zu Pepitas Andenken wurde ein populäres Stoffmuster nach ihr benannt, auch eine Rosensorte trägt ihren Namen. Und Hakenfelde – ihre „letzte Ruh“ – wäre nicht Hakenfelde, wenn nicht auch dort an sie erinnert werden würde: Die Pepitahöfe Spandau sind ein Gemeinschaftsprojekt von degewo und der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte. Das größte Neubauquartier Berlins bietet 1.024 Wohnungen mit insgesamt 76.000 Quadratmetern Wohnfläche, eine autofreie Flaniermeile (die Pepitapromenade) und große, begrünte Höfe. Ein Viertel der Wohnungen wird zu vergünstigten Mieten angeboten, die man mit einem Wohnungsberechtigungsschein, teilweise aber auch ohne WBS anmieten kann. Pepita de Oliva mit ihren vielen Kindern wäre wahrscheinlich froh gewesen zu hören, dass die Pepitahöfe knapp 2.000 Quadratmeter Spielplatzfläche bieten. Kein Wunder, dass sie besonders bei jungen Familien beliebt sind.

Wohnen in Spandau

Der Bezirk Spandau wächst enorm. Hier gibt es noch genügend Bauflächen für Berlins Wohnungen. Seit der Schließung des Flughafen Tegels gibt es hier keinen Fluglärm mehr, der Bezirk ist einer der waldreichsten der Stadt und liegt direkt an der Havel. Nicht umsonst trägt das direkt an die Pepitahöfe angrenzende Gebiet den Namen „Wasserstadt Oberhavel“.