Häuser und Fußweg werden von grüner Wiese und mehreren kleinen Bäumen umsäumt. © Tina Merkau
Stadtentwicklung | Nachbarschaft

Warum heißt es ... Eugen-Roth-Weg?

Ein Mensch, der Humor mit dem Ernst des Lebens vereinte – das war Eugen Roth. Von humorvollen Gedichten bis zu kritischen Einsichten: Begleiten Sie degewo auf einer Reise durch sein bewegtes Leben.

„Ein Mensch“: Mit diesen beiden Worten beginnen die wohl bekanntesten Verse des deutschen Dichters Eugen Roth. Mit Menschlichkeit, charmanter Selbsterkenntnis und Ironie eroberte er die Herzen der Deutschen – und sicher auch Ihres!

Eugen Roth: Vom Sohn zum Chef

Ein Mann, dem die Schreibfeder in die Wiege gelegt wurde: Eugen Roth wurde am 24. Januar 1895 als zweiter Sohn von Hermann Roth in München geboren. Sein Vater hatte sich als Lokalreporter der „Münchner Neueste Nachrichten“ einen Namen machte. Obwohl der Verdacht nahe lag, dass er sein Talent dem Vater verdankte, war es doch seine eigene Genialität, die schon in der Schulzeit alle Blicke auf sich zog.

Ein neuer Star in der Literaturszene

Als er gerade 20 Jahre alt war, veröffentlichte die Münchner Zeitschrift „Jugend“ eines seiner Gedichte. Im Kurt-Wolff-Verlag erkannte man sofort das Potenzial des jungen Schreibwunders und brachte nur drei Jahre später seinen ersten Gedichtband heraus: „Die Dinge, die unendlich uns umkreisen“. Die Münchner Literaturszene war hellwach: Große Namen wie Heinrich Mann, Ernst Toller, Hans Carossa und Klabund bezeichneten den aufstrebenden Dichter als Hoffnungsträger.

Und mit 30 schon Herr Doktor

Das Naturtalent war noch keine 30 Jahre alt, als er promovierte und sich als freier Journalist und Schriftsteller entfaltete. Fünf Jahre lang genoss er diese Freiheit, bis er nach Höherem strebte. Statt in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, wollte er eigene, noch größere hinterlassen. 1927 wurde er als Lokalchef der Münchner Neuesten Nachrichten Vorgesetzter seines Vaters.

„Ein Mensch“: Zwischen Selbsterkenntnis und Ironie

Das Potenzial Roths wurde jedoch nicht von allen erkannt. Zehn Verlage sollen den Druck seiner Werke abgelehnt haben, bis sich 1935 der Verlag Alexander Duncker aus Weimar zu einer Veröffentlichung entschloss. Eine weise Entscheidung: Mit dem Gedichtband „Ein Mensch“ wurde der Dichter deutschlandweit bekannt. Eugen Roths Erfolgsrezept: eine Prise Ernst, eine Prise Humor und eine gehörige Portion Menschlichkeit. In seinem ganz eigenen Stil beschrieb er die Tücken und Eigenheiten seiner Mitmenschen, aber auch seine eigenen, immer beginnend mit den Worten „Ein Mensch“. Der besondere Charme: die Zeitlosigkeit. Auch heute erkennen sich noch viele Menschen in seinen Zeilen wieder.

„Ein Mensch erblickt das Licht der Welt –
Doch oft hat sich herausgestellt
Nach manchem trüb verbrachten Jahr,
Dass dies der einzige Lichtblick war.“
– Gedicht „Trübsinn“ aus dem Gedichtband „Ein Mensch“ von 1935

Wer hätte gedacht, dass der einst düstere expressionistische Dichter eine so humorvolle Seite hatte? Mit seinem Witz zauberte er in der schweren Kriegszeit vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht.

Eugen Roth im Krieg: Zwischen Euphorie und Einsicht

„Kein Mensch will es gewesen sein.
Die Wahrheit ist in diesem Falle:
mehr oder minder warn wirs alle!“
– Gedicht „Einsicht“ aus dem Gedichtband „Mensch und Unmensch“ von 1948

Können Sie sich nach diesen Zeilen von Eugen Roth vorstellen, dass er voller Euphorie und Tatendrang an die Front zog? Der deutsche Dichter meldete sich 1914 freiwillig zum Kriegsdienst und wurde nach wenigen Monaten an der Front bei Ypern schwer verwundet. Sein Bild vom Krieg änderte sich grundlegend, das wurde auch in seinen Gedichten deutlich. Während des Ersten Weltkriegs studierte er in München Germanistik, Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie. Sein Studium wurde durch mehrere Kriegseinsätze unterbrochen. Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 wurde Eugen Roth zusammen mit der Hälfte der Zeitungsmitarbeiter wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ entlassen. Die Ironie der Geschichte: Die Nazis schickten ihn als Lesereisenden zur Truppenbetreuung an die Front.

Humor und Kritik

Nachdem er nicht mehr als Journalist arbeiten durfte, veröffentlichte er Gedichte in der Satirezeitschrift „Simplicissimus“ (ebenso wie Joachim Ringelnatz, aber das ist eine andere Geschichte). In der Kriegszeit bewies Eugen Roth, dass er trotz Humors und Witzes in seinen Zeilen auch kritisch Stellung beziehen konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb er ungebremst weiter: Auf „Ein Mensch“ folgte 1948 „Mensch und Unmensch“, dann „Roths Tierleben“, „Neues vom Wunderdoktor“ und 1964 „Der letzte Mensch“.

Ein neues Zuhause bei degewo

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Ehrung mutiger Stimmen

Eugen Roth hat mit seinen Gedichten die deutsche Bevölkerung vor allem in der Kriegszeit geprägt. Auch ohne einen direkten Bezug zu Berlin gebührt ihm daher die Würdigung durch den Eugen-Roth-Weg in der Hauptstadt. Aber auch in Berlin gab es mutige Autorinnen und Autoren, die trotz der Bedrohung durch das Regime ihre Stimme erhoben. Anna Seghers, Kurt Tucholsky und Else Lasker-Schüler sind nur wenige Beispiele für mutige und engagierte Künstlerinnen und Künstler, die während der NS-Zeit in Berlin lebten und mit ihren Werken viele Menschen inspirierten. Deshalb werden sie auch heute noch – unter anderem mit Straßennamen – zu Recht geehrt.

Serie: „Warum heißt es …?“

Wir nehmen Sie mit auf spannende Reisen durch die Straßen und auf die Plätze Berlins.

Erfahren Sie gemeinsam mit uns was hinter den Orten aus Ihrem Alltag steckt ­– von historischen Persönlichkeiten über kuriose Gegenstände und Berufsbezeichnungen bis hin zu einzigartigen Pflanzen.

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